The Web is the Social Network

Wir müssen monolithische, zentralisierte Social Networks hinter uns lassen. Sie widersprechen dem Gedanken der informationellen Selbstbestimmung und sind gleichzeitig anfällig für Zensur und Manipulation. Soziale Netzwerke sind nicht das Web. Sondern das Web ist ein großes, dezentrales soziales Netzwerk – wenn wir unsere Daten befreien und uns unabhängig von großen Anbietern vernetzen.

Die Einzäunung des Webs

Das World Wide Web ist eine ziemlich coole Erfindung. Wir alle können mitmachen, indem wir unsere Inhalte beisteuern. Diese Inhalte lassen sich untereinander verlinken. Die Links sind das, was das Web zu einem Web macht.

Die Idee des Webs, als miteinander durch Links verwobene Inhalte wird zunehmend durch Social Networks pervertiert. Wer zum Beispiel bei „Wer-kennt-wen“ auf einen externen Link klickt, bekommt folgende Warnmeldung präsentiert:

„Achtung, Sie verlassen jetzt die heile Welt von wer-kennt-wen.de“

Du hast gerade auf einen Link geklickt, mit dem Du die Seiten von wer-kennt-wen.de verlässt.

Es lässt sich beobachten, wie Social-Network-Dienste zunehmend das Web vereinnahmen, statt daran zu partizipieren.

Facebook und Co. versuchen die Nutzer möglichst lange auf der eigenen Website zu binden. Schließlich verdienen die Betreiber durch zielgerichtete Werbung eine Menge Geld. Je länger die Nutzer sich dort aufhalten, desto mehr erfahren die Betreiber über den Nutzer, desto zielgerichteter kann die Werbung werden und desto mehr Geld kann man damit verdienen.

Bei Facebook finden sich keine derart skurillen Warnmeldungen, es vereinnahmt das Web auf eine subtilere Art und Weise. Facebook versucht die „Links nach draußen“ so lange wie möglich innerhalb der Plattform zu halten. Fotos, Videos und die ersten Zeilen von Artikeln können betrachtet werden, ohne die Plattform zu verlassen. In Form von „Interessen“ stellt Facebook oftmals ganze Wikipedia-Artikel in seiner Plattform ein. Die  Möglichkeit zu „Liken“ und zu „Sharen“ machen die Rückkehr zu Facebook attraktiv, wenn doch einmal ein Link hinaus führt.

Facebook macht uns das Leben bequem. Es dient uns als Kommunikationszentrale, als News-Dienst, als Möglichkeit interessante Inhalte und Menschen zu finden. Daran ist nichts verwerflich.

Jedoch geht schleichend die ursprüngliche Idee eines dezentralen Webs aus miteinander verlinkten Inhalten verloren. Wer auf Facebook und Co. Texte und Bilder teilt, der veröffentlicht diese nicht im Web, sondern auf einer geschlossenen Plattform. Plattformen, die das Web so sehr vereinnahmen, dass „Digital Natives“, die mit Social Networks groß geworden sind, oft gar nicht mehr den Unterschied zwischen Facebook und dem World Wide Web (geschweige denn dem Internet jenseits des WWW) kennen. Facebook ist das zentrale Element der Internetnutzung geworden.

Diese Vereinnahmung geht in Form von „Social Plugins“ auch über die Grenzen der eigentlichen Plattform hinaus. Man könnte meinen, dass sich Facebook auf diese Weise dem Rest des Webs öffnet. Es ist jedoch so, dass sich der Rest des Webs auf diese Weise gegenüber Facebook öffnet. Facebook diktiert die API, d.h. die Art und Weise wie die Webdienste und andere Programme mit der Plattform kommunizieren.

Und hier sind wir beim Kern des Problems angelangt: Die Dienste kommunizieren mit Facebook. Sie kommunizieren nicht untereinander. Zumindest ist die Kommunikation zwischen anderen Webdiensten marginal im Vergleich zum Einfluss des Social Networks und im Vergleich zu dem Social Web wie es sein könnte (dazu gleich mehr).

Das heutige Web ist gar nicht sozial. Dies hat Jeff Sayre sehr schön in seinem Artikel „The Web is Not (yet) Social“ beschrieben:

The Web is currently not social. It’s the metaspace analogy of meatspace nightclubs. It’s filled with private social silos, which are antithetical to the Web’s vision. Each private social island is an internal network consisting of tightly-controlled infrastructure that offers its own vision of how humans should connect and interact.

Wer nicht auf Facebook ist, kann meine dort eingestellten Bilder nicht sehen, sich nicht digital mit mir „anfreunden“ oder meine Status-Updates kommentieren. Was, wenn sowohl meine Freunde bei Facebook, als auch meine Bekannten bei wer-kennt-wen die Bilder sehen sollen? Dann muss ich die Fotos zweimal hochladen – oder ich muss mich für eine Plattform entscheiden.

Letzteres ist das, was tatsächlich passiert. Nutzt eigentlich noch jemand wer-kennt-wen? Und gibt es die VZ-Netzwerke noch?

Den eingangs erwähnten Weiterleitungs-Hinweis sehe ich immer seltener. Viele meiner Freunde kommunizieren nur noch über Facebook. Manche machen sich die Mühe, mehrere Accounts zu pflegen, aber es werden immer weniger. Die Accounts in anderen Netzwerken verwaisen, was weitere Nutzer bewegt, das entsprechende Netzwerk zu verlassen.

Ein Teufelskreis – jedoch einer, den die Netzwerke selbst zu verantworten haben. Im Wettbewerb untereinander abgeschotteter Plattformen können nur einige wenige gewinnen. Doch der Dumme ist am Ende der Nutzer. So bequem uns Facebook das Leben auch machen mag: wir erleben gerade eine Monopolisierung & Zentralisierung unserer Kommunikation und begeben uns in Abhängigkeit einiger weniger, großer Anbieter.

Diese Zentralisierung öffnet der Manipulation und Zensur Tür und Tor. Sie entmündigt uns Nutzer. Ich habe die Probleme bereits in einem anderen Artikel erörtert. Dass es sich dabei nicht um bloße Theorie handelt erläutert ein Beispiel von Sascha Lobo:

Facebook zum Beispiel kontrolliert über detaillierte Algorithmen, welche Inhalte die Nutzer zu sehen bekommen. Laut qualifizierten Schätzungen sind es nur etwa zehn Prozent der von den Kontakten eingestellten Inhalte – sonst wäre es auch zu viel. Aber welche zehn Prozent sind das, und wie genau werden sie ausgewählt? Darüber schweigt Facebook weitgehend.

Heutige Soziale Netzwerke nehmen mir die Möglichkeit selbst bestimmen zu können, was mit meinen persönlichen Daten geschieht, wer sie sehen kann und wer nicht. Die Datenschutzeinstellungen von Facebook simulieren dieses Recht nur. Die Daten liegen auf Servern des Unternehmens und sind offen für es zugänglich – ganz egal wie restriktiv ich meine Einstellungen setze.

Echte informationelle Selbstbestimmung sieht anders aus. Ein echtes „Social Web“ sieht anders aus. Wir müssen monolithische, zentralisierte Social Networks hinter uns lassen und uns unabhängig von großen, zentralisierten Anbieter vernetzen. Das World Wide Web bietet alles, was wir dazu brauchen. Es gilt nun, den Kerngedanken des Webs mit der Idee der sozialen Netzwerke zu verbinden.

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Offene Daten verlinken

Ich betrachte Open Data als ein wesentliches Fundament eines transparenten Staates. Weil offen allein aber nicht ausreicht, sondern wir Daten miteinander verlinken müssen, um ihr volles Potential auszuschöpfen, habe ich ein eigenes Blog, das sich speziell mit dem Thema „Linked Data“ befasst.

Dank der SIGINT 2012 gibt es darüber hinaus nun eine audiovisuelle Einführung in das Thema. Die Vortragsvideos, darunter mein Vortrag „Linked Open Data – Warum ‚open‘ nicht genug ist und wir Daten verlinken müssen.“ sind inzwischen online. Viel Spaß beim Ansehen!

Übersicht aller SIGINT 2012 Vortragsvideos

FrOSCon mit Open-Data-Schwerpunkt

Die jährlich stattfindende „Free and Open Source Software Conference“ (FrOSCon) widmet sich dieses Jahr schwerpunktmäßig  den Themen Big Data, Open Data und Digital Privacy.

Ich habe ohnehin seit längerem vor, die Konferenz mal zu besuchen. Bei den diesjährigen Themenschwerpunkten konnte ich nicht widerstehen auch gleich selbst einen Vortrag einzureichen.

Bereits auf der SIGINT habe ich über „Linked Open Data“ referiert. Auf der FrOSCon werde ich ebenfalls in das Thema einführen, dabei aber einen zusätzlichen Fokus auf die Software-Entwicklung setzen. Ich möchte Open-Source-Entwicklern verdeutlichen, dass es nicht nur vorteilhaft, sondern auch überaus einfach ist, Linked Open Data zu nutzen und zu veröffentlichen.

Die FrOSCon tagt am 25. und 26. August 2012 in St. Augustin bei Bonn. Alles Nähere erfahrt ihr auf der offiziellen Website.

SIGINT 2012: Vorläufiger Fahrplan

Eine Vorabversions des Programms der SIGINT 2012 wurde inzwischen bekannt gegeben. Ich freue mich sehr, dass auch mein Vortrag zum Thema „Linked Open Data“ angenommen wurde. Aus der Vortragsbeschreibung:

Open Data ist auf dem Vormarsch. Doch es reicht nicht CSV-Daten in ein Zip-Archiv zu packen und zum Download anzubieten. Wenn wir die Stärken von frei verfügbaren Behördendaten voll ausschöpfen wollen, dann müssen wir ein „Web of Data“ schaffen, in dem Rohdaten miteinander verlinkt sind, so wie im WWW HTML-Seiten miteinander verlinkt sind. Der Vortrag stellt das Konzept „Linked Data“ vor, erklärt, wie wir zum „Web of Data“ beitragen können und erläutert das gesellschaftliche Potential von Linked Open Data.

Der Vortrag wird nach derzeitigem Stand am Tag 2 der Konferenz, Samstag,  19.05.2012 um 19 Uhr stattfinden.

Besonders gespannt bin ich auf dem Vortrag „The Semantic Web – Raising of the Dead?“ von Carina Haupt, welcher sich im gleichen thematischen Umfeld bewegt, aber auch näher auf Technologien und Konzepte wie RDF, Triple Stores, Reasoning and SPARQL eingehen wird, während ich den Bezug zur Open Data Bewegung herstelle.

Als Verfechter von dezentralen sozialen Netzwerken freue ich mich auch sehr auf die Vorstellung des Projekts „Social Swarm“, mit dem ich mich schon seit einiger Zeit mal näher beschäftigen wollte.

Darüber hinaus wird wird die Konferenz aber vermutlich wieder so interssant, dass man sich kaum entscheiden kann, welchen Beitrag man als nächstes besuchen soll. Ganz zu schweigen von den vielen tollen Menschen die man dort trifft.

Die SIGINT geht von Freitag, 18. Mai bis Sonntag, 20. Mai 2012. Tickets bekommt ihr hier. (Achtung: Vorverkauf nur noch bis 26.04, beeilt euch!) Wir sehen uns in Köln!

Stratum 0: Hackerspace Braunschweig startet mit Lightning Talks

Mit dem Stratum 0 e. V. besteht seit kurzem ein Hackerspace in Braunschweig.

Stratum 0 ist ein Hackerspace für Braunschweig und Umgebung: Ein Ort für technikaffine Menschen, der Raum für die Hackerkultur und den kreativen Umgang mit Technik bietet. Wir haben seit kurzem eine 60 m2 große Räumlichkeit und freuen uns immer über neue Mitglieder.

Seit Mitte Januar hat der Verein nun Räume angemietet und in wenigen Tagen wird es dort erste Vorträge zu hören geben. Am 31.1.2012 finden sogenannte Lightning Talks statt, Kurzvorträge von wenigen Minuten Dauer, die einen Vorgeschmack auf bestimmte Themen geben sollen.

Ich werde dort mit einem Lightning Talk zum Thema Linked Data vertreten sein. Die vollständige Agenda sieht derzeit (aktualisiert 30.01.2012 22:00 Uhr) so aus:

  • Networt Time Protokoll und Stratum 0 (rohieb)
  • Zeitmessung mit Atomuhren (ktrask)
  • Praxis: Arbeiten mit Kinect und Freenect (S0ul_Killer)
  • Linked Data (Angelo)
  • (wird noch bekanntgegeben) C++: Lokale Klassendefinitionen im new-Operator (Drahflow)
  • Stratum 0 Netzwerktopografie. Wie und Warum? (DooMMasteR)
  • (Chilis (dadrc))
  • Freenet: Wo der rechtsfreie Raum im Internet zu finden ist, und warum wir ihn brauchen. (Ortwin)
    Lesung: Musikcomputer – Computermusik (falls noch Zeit ist, ansonsten wann anders) (Neo)

Wer mag darf sich natürlich mit eigenen Vorträgen oder Themenwünschen einbringen (it’s a wiki)!

Der Space befindet sich in der Hamburger Str. 273A, genauere Angaben inklusive Anfahrtsbeschreibung stehen hier im Wiki. Die Talks gehen voraussichtlich gegen 20 Uhr los.

WAAZZZUUPPP!?

Wie der ein oder andere vielleicht gemerkt hat, lief in diesem Blog in letzter Zeit nicht so viel. Im ersten Quartal war ich ziemlich mit dem Landtagswahlkampf der Piratenpartei Rheinland-Pfalz ausgelastet und auch wenn es einige Blogeinträge von dort hierher geschafft haben, fand ich nicht so viel Zeit zum Bloggen wie ich es mir gewünscht hätte. Was ich so während des Wahlkampfs alles gemacht habe, findet ihr übrigens in dem soeben veröffentlichten Tätigkeitsbericht (PDF).

Nach der Wahl bin ich nach Braunschweig gezogen, weil ich dort einen tollen neuen Job als Software-Entwickler gefunden habe. Der Umzug und der Einstieg in den neuen Job haben natürlich auch erstmal Zeit gekostet.

Nun soll es aber endlich weitergehen! Nach dem Landesparteitag am nächsten Sonntag bin ich nach 3 Jahren erstmals wieder reiner „Basispirat“ und bereit mich neuen Aufgaben zu widmen. Ich habe vor mich auf einige wenige Themen näher zu fokussieren und diese dann auch öfter hier im Blog zu behandeln. Grundsätzlich will ich mich intensiver als bisher mit den Themen Open-Data und Anti-Zensur befassen. Eng damit verbunden ist das Thema Dezentralisierung und auf technischer Ebene „Linked Data“. In Bezug auf letzteres soll auch endlich mein Blog datenwissen.de belebt werden, während es hier weiter politisch zugeht.

Das erstmal als grobe Richtungsansage und „Lebenszeichen“ meinerseits. Da ich wieder hauptberuflich tätig bin wird das alles nicht von heute auf morgen gehen, aber ein Blogeintrag zum Thema „Dezentrale Systeme“ ist bereits in Arbeit und wird in Kürze hier erscheinen.

PS: Wer öfter was von mir hören möchte, kann mir bei Twitter – oder besser – beim auf dem dezentralen System StatusNet basierenden Dienst identi.ca folgen.

Neues Blog über Linked Data und verwandte Themen

Ab sofort blogge ich unter datenwissen.de über Linked Data und verwandte Themen. Ich habe mich dazu entschlossen, diesen Themenkomplex aus diesem Blog auszugliedern, da ich mich hier hauptsächlich mit politischen Themen befasse. Eher technisch angehauchte Artikel gehen leicht unter und wurden zum Teil als störend empfunden.

Die Grenze lässt sich allerdings nicht so leicht ziehen, wie dies auf den ersten Blick scheint. Linked Data, das Semantische Web und natürlich das Thema Open Data haben eine beachtenswerte politische Dimension. Deshalb wird es sicher auch zu Überschneidungen und einigen Referenzen zwischen den Blogs kommen.

Mit dem neuen Blog verfolge ich das Ziel, das Thema Linked Data in der deutschen Blogosphäre bekannter zu machen. Es gibt leider noch sehr wenige deutsche Infos zu dem Thema. Neben eher theoretischen Artikeln werde ich dort auch Projekte beschreiben, an denen ich arbeite.

Ich bin gespannt wie sich das Blog entwickelt und freue mich über Rückmeldungen. Alle alten Artikel zum Thema Linked Data habe ich bereits von hier nach datenwissen.de kopiert. Als Einstieg in die sehr interessante Thematik empfehle ich neben diesen vor allem meinen Beitrag „Warum wir Daten verlinken müssen“.

Du bist nicht deine Website

Auf die Grundprinzipien von Linked Data bin ich bereits eingegangen. Auch einen kurzen Ausflug ins „Web of Data“ haben wir schon gewagt. Nun möchte ich die unterschiedlichen Arten von Ressourcen näher vorstellen. Das Datenweb ist mehr als ein Web aus Dokumenten. Wir können alle möglichen Dinge über URIs identifizieren und Daten über sie abrufbar machen.

Die W3C Technical Architecture Group unterscheidet zwischen Informations- und Nicht-Informationsressourcen. Im WWW ist diese Unterscheidung von untergeordneter Bedeutung, da es quasi nur Informationsressourcen gibt. Darunter fallen nämlich alle Arten von Dokumenten und das WWW ist nunmal ein Web aus Dokumenten. Im Datenweb kommen abstrakte und konkrete „Dinge“ hinzu, die ebenfalls über eine URI identifiziert werden wollen. Dabei handelt es sich dann um Nicht-Informationsressourcen. Denn die Ressourcen sind in diesem Fall keine Informationen, sondern z.B. Personen, Orte, Bücher, Produkte etc.

Die Unterscheidung zwischen Informations und Nicht-Informationsressourcen ist dabei weniger trivial, als auf den ersten Blick scheint. Ein oft gemachter Fehler ist es, die Beschreibung einer Ressource mit der Ressource selbst gleich zu setzen.

Wir wissen dass gemäß der Linked Data Grundprinzipien beim Abruf der ein Ding identizifierenden URI „nützliche Informationen“ bereitgestellt werden müssen. Dazu liefert z.B. ein Webserver ein RDF-Dokument aus. Ich möchte das kurz am Beispiel meiner eigenen FOAF-Datei demonstrieren. Ich (ja tatsächlich ich, nicht die Datei!) werde durch folgende URI im Datenweb identifiziert:

http://data.kontroversen.de/foaf.rdf#me

Beim Abruf mit einem Browser (Egal ob Web- oder Datenbrowser) wird folgende Datei ausgeliefert:

http://data.kontroversen.de/foaf.rdf

Diese Datei ist ein RDF-Dokument, welches Informationen über mich (d.h. die Ressource http://data.kontroversen.de/foaf.rdf#me) enthält. Die Datei und ich sind jedoch zwei völlig unterschiedliche Dinge (Weshalb ich im übrigen auch eine andere URI als die Datei habe). Die Datei ist eine Informationressource identifiziert durch die URI http://data.kontroversen.de/foaf.rdf. Ich bin eine Nicht-Informationsressource identifziert durch http://data.kontroversen.de/foaf.rdf#me.

Einmal verstanden erscheint dies selbstverständlich, führt jedoch anfangs oft zu Verwirrungen und paradoxen RDF-Dokumenten. So hat zum Beispiel die New York Times (erfreulicherweise!) beachtliche Datenbestände als Linked Data verfügbar gemacht. Anfangs wurden dabei jedoch typische Fehler gemacht, die aus der Verwechslung von Informations- und Nicht-Informationsressourcen herrühren.

Die URI http://data.nytimes.com/N31738445835662083893 identifiziert den Schauspieler Paul Newman. Über diese Person finden sich in dem Datensatz leider kaum Informationen, nützlich ist hauptsächlich der Verweis auf die DBpedia. Das ist jedoch nicht wirklich schlimm. Problematisch war eine Zeit lang (mittlerweile wurde es zum Glück korrigiert) die Vermischung von Daten und Metadaten: Was zum Beispiel sagt das Prädikat „dc:creator“ in Bezug auf eine Person aus? Heitere Zeigenossen möchten dort vielleicht die Eltern der Person eintragen, oder Gott, wenn sie gläubig sind. Ganz sicher ist jedoch nicht „The New York Times Company“ der „Ersteller“ von Paul Newman.

Die New York Times hatte die Nicht-Informationsressource „Paul Newman“ mit der Informationsressource verwechselt die ihn beschreibt. Was sie eigentlich ausdrücken wollten ist, dass „The New York Times Company“ der Ersteller des RDF-Dokumentes ist. Das RDF-Dokument ist jedoch eine eigene Ressource und bekommt eine eigene URI.

Die New York Times wurde zwischenzeitlich auf den Fehler hingewiesen und hat ihn korrigiert. Die Informationsressource wird nun über http://data.nytimes.com/N31738445835662083893.rdf identifiziert und „dc:creator“ bezieht sich auf diese Ressource und nicht mehr auf Paul Newman selbst.

Ich hoffe ich konnte die Unterscheidung zwischen Informations- und Nicht-Informationsressource einigermaßen verständlich darlegen. Mir hat dabei der Merkspruch „You are not your Website“ sehr geholfen. Denn im „Web of Data“ gibt es nicht nur deine Website, sondern auch dich selbst. Und das sind natürlich zwei völlig unterschiedliche Dinge.

Chancen und Techniken von Linked Data

Instance linkages within the Linking Open Data...
Image via Wikipedia

Meine Studienarbeit zum Thema „Chancen und Techniken von Linked Data“ ist mittlerweile fertig und steht unter CC-Lizenz zum Download (PDF) bereit.

In der Studienarbeit wird das Konzept „Linked Data“ beschrieben. Dabei handelt es sich um ein Thema im Umfeld des semantischen Webs, einer erweiterten Form des World Wide Web, mit der Informationen und deren Bedeutung für Maschinen verwertbar gemacht werden sollen. Kernidee von „Linked Data“ ist es, strukturierte Daten über URIs zugänglich zu machen und untereinander zu verlinken, um so ein „Web aus Daten“ aufzubauen und verwandte Informationen auffindbar zu machen. Die Studienarbeit ordnet „Linked Data“ in das thematische Umfeld des semantischen Webs ein und erörtert den Stand der Technik. Anwendungsgebiete und Chancen werden aufgezeigt. Die Studienarbeit legt darüber hinaus praktische Anwendungsmöglichkeiten für „Linked Data“ dar und bewertet die Zukunftsaussichten.

Eigentlich wollte ich parallel zur Studienarbeit über dieses Thema regelmäßig bloggen. Leider hat mir dazu die Zeit nicht in dem Maße gereicht, wie ich mir das vorgestellt hatte. Wer möchte kann sich natürlich jetzt die komplette Studienarbeit zu Gemüte ziehen, ich werde aber nach und nach wie versprochen noch den ein oder anderen Artikel zum Thema bloggen.

Freue mich trotzdem, wenn jemand auch die Studienarbeit selbst liest und mir dazu Feedback gibt. Hätte mich gerne noch viel intensiver mit dem Thema befasst, aber drei Monate Bearbeitungszeit sind nicht viel. Unabhängig von der Studienarbeit werde ich das Thema aber weiter verfolgen, weil es mich sehr interessiert und ich viel Potential in Linked Data sehe.

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RDF – Die Sprache des Web of Data

Nach unserem kurzen Ausflug ins Web of Data, wollen wir nun die Sprache näher betrachten, die diese Daten beschreibt. Was HTML im „normalen“ Web ist, ist hier RDF. RDF beschreibt Ressourcen und steht deshalb – oh Wunder – für Resource Description Framework.

Wir erinnern uns: Im Datenweb gibt es nicht nur Dokumente, sondern alle möglichen Dinge über die wir Daten hinterlegen können, z.B. Städte, Personen, Medikamente, Bücher, Ereignisse, … Diese Dinge nennt man im Datenweb Ressourcen. Die Grammatik von RDF ist einfach: Eine Ressource beschreibt man in der Form Subjekt – Prädikat – Objekt. Dieses Dreigespann heißt RDF-Tripel. Subjekt ist die Ressource, die beschrieben wird, Prädikat ist die Aussage die wir über diese Ressource treffen und Objekt ist der Wert oder Gegenstand dieser Aussage.

Wir können zum Beispiel sagen „Angelo Veltens interessiert sich für Linked Data“ Ich bin in diesem Fall das Subjekt, also die Ressource die wir beschreiben, „interessiert sich“ ist Prädikat und „Linked Data“ das Objekt. Soweit ist es erstmal ein gewöhnlicher deutscher Satz. In RDF-XML sieht der gleiche Sachverhalt folgendermaßen aus:

<rdf:RDF
  xmlns:rdf="http://www.w3.org/1999/02/22-rdf-syntax-ns#"
  xmlns:foaf="http://xmlns.com/foaf/0.1/">

  <foaf:Person rdf:about="http://data.kontroversen.de/foaf.rdf#me">
    <foaf:interest rdf:resource="http://dbpedia.org/resource/Linked_Data"/>
  </foaf:Person>
</rdf:RDF>

http://data.kontroversen.de/foaf.rdf#me ist die URI die mich identifiziert und das Subjekt dieser Aussage. Durch die Verwendung des Tags <foaf:Person> wird zusätzlich noch ausgedrückt, dass die beschriebene Ressource vom Typ foaf:Person ist. Das Tag <foaf:interest> ist ein Prädikat, welches Interesse an einem Themengebiet formal beschreibt. Das Attribut rdf:resource verweist auf das Objekt dieser Aussage. Ich habe hier einen Link in die Dbpedia genutzt um das Themengebiet Linked Data zu identifizieren.

Achtung: RDF ist nicht das selbe wie RDF-XML! XML ist lediglich eine Darstellungsform von RDF. Andere Darstellungsformen sind Notation 3 (N3) oder ein RDF-Graph. In Notation 3 sieht unser Beispiel folgendermaßen aus:

@prefix foaf: <http://xmlns.com/foaf/0.1/>
<http://data.kontroversen.de/foaf.rdf#me>
  foaf:interest
    <http://dbpedia.org/resource/Linked_Data>.

Und hier als RDF-Graph:

simple_rdf_graph

Die eigentliche Herausforderung beim Beschreiben von Ressourcen mittels RDF liegt nicht in der Grammatik, die wie ihr seht wirklich mehr als einfach ist, sondern bei der Wahl und ggf. Neudefinition von Vokabularen, auch Ontologien genannt. Auf einige dieser Ontologien, z.B. das in diesem Beispiel verwendeten FOAF, werde ich in kommenden Artikeln näher eingehen. Zur Definition von Ontologien haben sich zwei Sprachen etabliert: Die Web Ontology Language (kurz OWL) und RDF-Schema. Auch der Eigendefinition von Vokabularen werde ich noch einen Beitrag widmen. Allerdings sollte man damit sehr sparsam umgehen und nach Möglichkeit eine bestehende Ontologie wiederverwerten oder bei Bedarf ergänzen, damit wir ihm Datenweb nicht enden wie beim Turmbau zu Babel und niemand mehr den anderen versteht.

Weiterführende Links: