Heute morgen kam mir eine simple aber effektive Idee, wie der Datenschutz in sozialen Netzwerken erhöht werden könnte. In den mir bekannten Social Networks habe ich sehr eingeschränkte Möglichkeiten die Sichtbarkeit meiner Daten festzulegen. Meist stehen Optionen wie „öffentlich“, „nur meine Freunde“, „die Freunde meiner Freunde“ oder „nur ich“ zur Verfügung, um zu bestimmen wer meine Daten sehen darf. Da soziale Netzwerke immer größer werden, das heißt immer mehr Menschen in diesen Netzwerken angemeldet sind, wird diese Einteilung der Realität nicht mehr gerecht. Ich treffe in den Netzwerken nicht mehr nur meine direkten Freunde, sondern auch entfernte Bekannte, Kollegen, Vorgesetzte, potentielle Arbeitgeber, Konkurrenten, Verbündete, potentielle Lebensabschnittsgefährtinnen und die, die es mal waren.
Meinem Chef erzähle ich in der Regel nicht, welches nette Mädel ich am Wochenende kennengelernt habe, meinen Kumpels aber schon. Ebenso wie man im echten Leben unterschiedlichen Menschen auch einen unterschiedlichen Einblick in sein Leben gibt, soll dies auch bei sozialen Netzwerken möglich sein. Ich schlage deshalb die Einführung von „Social Scopes“ in sozialen Netzwerken vor.
Unter einem Social Scope verstehe ich die Klassifizierung von Kontakten innerhalb sozialer Netzwerke. Die Scopes kann jeder Nutzer selbst definieren und sie sind nur für diesen Benutzer sichtbar. Jedes Mal, wenn ich eine Person zu meinen Kontakten hinzufüge, ordne ich sie meinen Scopes zu und bestimme dadurch, welche Daten für sie sichtbar sind. Ein Beispiel zur Erläuterung: Ich definiere mir folgende 3 Scopes:
- Freunde
- Arbeit
- Politik
Alle meine Kontakte ordne ich nun einem oder mehreren dieser Scopes zu. Dies dient nur zu meiner internen Klassifizierung, es ist für niemanden sonst sichtbar (außer für den Anbieter des Social Networks und denjenigen ders hackt, aber das ist ein anderes Thema…). Außerdem mache ich für meine Daten Angaben, in welchen Scopes sie sichtbar sind:
- Wohnort [Freunde, Arbeit]
- Geburtsdatum [Freunde]
- Firma [Arbeit]
- Parteizugehörigkeit [Politik]
- Mitgliedschaft in Gruppe „Saufen bis der Arzt kommt!“ [Freunde]
- Mitgliedschaft in Gruppe „Programmieren ist mein Hobby“ [Freunde, Arbeit]
- u.s.w.
In der Praxis könnte man die Scopes auch viel weiter differenzieren, ähnlich wie oben aufgelistet, je nach eigenem Bedarf. Ein weiteres wichtiges Feature solcher Scopes wäre meiner Meinung nach, bestimmen zu können, wer über welche Bekanntschaften informiert wird, d.h. welche Scopes sich gegenseitig sehen. So könnte ich zum Beispiel definieren, dass alle meine Kontakte im Scope „Arbeit“ nicht sehen können, wer meine Freunde sind oder mit wem ich politisch zu tun habe.
Ich weiß nicht ob die Idee solcher Social Scopes schon auf die ein oder andere Weise an anderen Stellen angedacht wurde. Jedenfalls kenne ich kein Social Network, bei dem ein solches Feature existiert. Es zu implementieren sollte kein großer Aufwand sein, ist aber ein großer Gewinn für die Privatsphäre und die informationelle Selbstbestimmung. Ich freue mich über Feedback in den Kommentaren.
Keine schlechte Idee, das setzt aber voraus, dass der Betreiber verantwortungsvoll mit deinen Daten umgeht, was oft nicht der Fall ist (auf privat gesetzte Informationen tauchten bei studi/schülerVZ lange Zeit bei gezielter Suche nach einem Merkmal doch wieder auf, nur für Freunde sichtbare Freundeslisten bei Facebook sind mit ein paar Klicks sichtbar gemacht, etc.). Eine so genaue Einteilung birgt die Gefahr, dass man seine Daten in Sozialen Netzwerken sicher wähnt, wenn sie es nicht sind. Der einzig effektive Schutz ist letztlich davon auszugehen, dass alles, was man in Social Networks macht, potentiell öffentlich ist.
Ich finde die Idee im Prinzip gut.
Wie immer kommt es darauf an, dass die Implementierung gleichzeitig einfach und trotzdem mächtig ist.
In Xing kann man ja bei Kontaktaufnahme zwar die Informationen, die freigeschaltet werden, einstellen und nachher noch managen. Da dies aber bei jedem Kontakt einzel gemacht werden muss, macht das wahrscheinlich niemand. Und das ist dann schlechter Datenschutz.
Vielleicht sollte mal jemand, eine Referenzimplementierung beginnen, damit man das Konzept ausprobiert und sieht, ob bzw. wie es funktioniert.
@Senficon.
Du hast ja recht, aber mit der Argumentation müsste man eigentlich alle sozialen Netze gleich zu machen 😉
Da muss es doch eine bessere Lösung geben, wenn man davon mal ausgeht, dass der Betreiber seine Arbeit macht.