Braunschweig bekommt offene Haushaltsdaten

So einfach kann es sein: Die Piratenfraktion Braunschweig hat bei der Verwaltung nachgefragt und nach konstruktiven Gesprächen die Haushaltsdaten in maschinenlesbarer Form ausgehändigt bekommen.

In einem offenen Piratenpad werden nun Ideen gesammelt, was man Schönes und Sinnvolles mit den Daten machen könnte. Die Rohdaten selbst sind offenbar noch nicht online, aber es gibt bereits eine Visualisierung mit OpenSpending.

Zusätzlich hat der Rat einstimmig(!) einen Antrag angenommen, der einen detaillierteren und maschinenlesbaren Haushalt für die kommenden Jahre verbindlich festschreibt.

Das lässt hoffen, dass das Thema Open Data in Braunschweig auch über Haushaltsdaten hinaus in Zukunft Anklang finden wird.

Aufzeichnung des Open Data Vortrags

Am Mittwoch habe ich im Wolfenbütteler Rathaus einen Vortrag zu Open Data gehalten. Die Aufzeichnung des Vortrags und der anschließenden Diskussions- und Fragerunde ist dank der Piraten Wolfenbüttel bereits online abrufbar. Ich habe das Video zudem noch bei Vimeo eingestellt:

Auch die Vortragsmaterialien sind online abrufbar, hier die Folien (PDF), das Handout (PDF) und alle Quelldateien auf GitHub. Die Präsentation steht unter Creative-Commons-Lizenz und darf gerne weiter verwendet werden.

Der Infoabend hat sehr viel Spaß gemacht und auch wenn recht wenige Leute direkt vor Ort waren, so freue ich mich doch, dass das Thema Open Data in Wolfenbüttel Gehör findet und erwarte gespannt die Abstimmung des Stadtrats über den Antrag der Piratenpartei.

Offene Daten für Wolfenbüttel

Die Piratenfraktion Wolfenbüttel lädt zu einer Informationsveranstaltung zum Thema Open Data ein:

8. Februar 2012, 19 Uhr
Ratssaal des Rathauses
Wolfenbüttel

In einem Antrag (PDF) an den Rat fordert die Fraktion,

[…] auf den Internetseiten der Stadt Wolfenbüttel einen Hauptnavigationspunkt „Offene Daten“ zu schaffen und unter diesem durch die Stadt Wolfenbüttel erhobene, erarbeitete oder erstellte Daten im Sinne des allgemeinen Verständnisses von Open Data in Bezug auf Open Government zu veröffentlichen und zum Herunterladen anzubieten.

Auf der Veranstaltung werde ich erklären, was Open Data eigentlich bedeutet und welche Potentiale offene Daten für die Stadt Wolfenbüttel – und darüber hinaus – bieten.

Der Vortrag gibt nicht nur den Ratsmitgliedern die Gelegenheit, sich vor der Abstimmung ausführlich über die Sache zu informieren, sondern bietet auch interessierten Bürgern und Mitarbeitern der Verwaltung eine verständliche Einführung in das Thema.

Piratenfraktion Berlin

Dass die Piraten gestern mit einem grandiosen Ergebnis von knapp 9% den Einzug ins Berliner Abgeordnetenhaus geschafft haben, hat ja sicher jeder mitbekommen.

Daher hier nur ein kurzer Hinweis auf das neue Blog der Berliner Piratenfraktion:

http://www.piratenfraktion-berlin.de/

Ich bin gespannt was unsere frisch gebackenen Abgeordnenten in Zukunft so berichten! Ich wünsche Ihnen auf jeden Fall viel Erfolg und Durchhaltevermögen. Die Arbeit geht jetzt erst richtig los und die etablierten Parteien werden sich nicht so einfach von ihren „altbewährten“ Methoden abbringen lassen.

Piraten mit 2 Sitzen im Stadtrat Braunschweig

Bei der gestrigen Kommunalwahl in Niedersachsen, konnten die Piraten 2 Sitze im Stadtrat Braunschweig entern. Auch in vielen anderen Städten Niedersachsens wurden ein oder mehrere Sitze errungen. Ergebnisse zwischen 3 und 5% waren keine Seltenheit. Genaue Ergebnisse aus Braunschweig sind hier zu finden.

Definitiv drin im Stadtrat ist wohl Jens-Wolfhard Schicke-Uffmann und damit ein starker Verfechter von Open Data. Das lässt hoffen, dass sich in diese Richtung in Braunschweig zukünftig etwas bewegen lässt. Ich bin gespannt und bleibe da am Ball.

Über das zweite Piraten-Ratsmitglied herrschte gestern noch etwas Verwirrung. Zunächst hieß es, dass Björn Willenberg einen Sitz errungen hat, da er nach Jens die meisten Stimmen bekam. Entscheidend sind jedoch offenbar zunächst die Gesamtstimmen für die Partei im Wahlbereich, und da liegt der Bereich 12 vorne, was Claudia Jonda den Ratssitz verschafft.

Mit 2 Sitzen wird die Piratenpartei in Fraktionsstärke im Rat vertreten sein und erhält damit ein eigenes Büro. Womöglich das der FDP, denn diese verliert mit nur einem Abgeordneten ihren Fraktionsstatus.

Next stop Berlin.

Wahl-o-Mat zur Landtagswahl 2011 verfügbar

Na das Ergebnis kann sich doch sehen lassen:

Jetzt bist du dran! Hier gehts zum Wahl-o-Mat für die Landtagswahl 2011 in Rheinland-Pfalz.

Auch für unser liebes Nachbarland Baden-Württemberg ist ein Wahl-o-Mat online.

Ich rate jedoch dringend dazu, sich nicht nur auf solche Tools zu verlassen, sondern einen Blick in die Wahlprogramme zu werfen! Das der Piraten gibt es hier.

Koblenzer Gutsherrenmentalität

Die BIZ-Fraktion im Koblenzer Stadtrat hat erfreulicherweise unseren offenen Brief zum Thema Zentralplatz aufgegriffen und dazu eine Anfrage gestellt. Die Antworten der Verwaltung sind sehr aufschlussreich – zumindest was deren Einstellung gegenüber dem Bürger angeht.

Unser Brief und die Reaktionen

In einem offenen Brief forderten wir Tranzsparenz beim Koblenzer Großprojekt Zentralplatz, insbesondere die Offenlegung der Verträge und die Beteiligung der Bürger:

An der Mehrheit des Bürgers vorbei wird ein Projekt umgesetzt, das die Stadt in den wirtschaftlichen Ruin treiben kann. Die Weigerung, die Verträge mit den Investoren offenzulegen, ist dabei nur eine Facette der Gutsherrenmentalität, mit der auch in Koblenz Entscheidungen herbeigeführt wurden. Dabei wird jegliche Solidarität mit den Bürgerinnen und Bürgern dieser Stadt außen vor gelassen.

Um die notwendige Transparenz bei diesem Projekt zu gewährleisten, fordern wir daher eine Offenlegung der Verträge mit den Investoren sowie eine Beteiligung der Bürger in die Entscheidungen rund um das Großprojekt.

Der Brief ging an alle Stadtratsfraktionen sowie den Oberbürgermeister. Nur die BIZ-Fraktion reagierte auf den Brief mit folgender Anfrage im Stadtrat:

Am 7. Dezember 2010 erreichte eine Abschrift des offenen Briefes der Piratenpartei die BIZ-Fraktion (siehe Anlage). Dieser hatte die Forderung zum Inhalt, die Zentralplatzverträge offenzulegen. Betont wurde der Wunsch nach Transparenz und Bürgernähe. Um einen weiteren Vertrauensverlust zu vermeiden, weist die Piratenpartei auf die Möglichkeit hin, dass Internetplattformen, wie beispielsweise Wikileaks, die Verträge mit Hilfe Dritter offen legen könnten. Die aktuellen Geschehnisse, nicht zuletzt auch auf lokaler Ebene (Geheimnisverrat Beschlussvorlage zum Schienenhaltepunkt an die RZ) – zeigen, dass ein solches Vorgehen nicht unwahrscheinlich ist.

Die drei Fragen der BIZ-Fraktion wurden von der Verwaltung beantwortet und zeigen hervorragend, die Einstellung unseres Staates gegenüber dem Bürger. Ich werde anschließend darauf eingehen. Hier erstmal die Fragen und Antworten:

1. Wie wird die Verwaltung auf das Schreiben der Piratenpartei reagieren?

Das Schreiben wurde nach seinem Eingang in den normalen Geschäftsgang aufgenommen und wird wie jede andere Petition bearbeitet.

2. Hat man sich veraltungsintern überlegt, was man unternehmen kann, um eine unfreiwillige Offenlegung durch Dritte zu verhindern?

Für Verwaltungsbedienstete bestehen gewisse Pflichten, unter anderem auch Verschwiegenheitspflichten, die zu beachten sind. Inhaltsgleiche gesetzliche Verschwiegenheitspflichten gelten nach den kommunalverfassungsrechtlichen Vorschriften der Gemeindeordnung auch für Rats- und Ausschussmitglieder.

Bei Beachtung der bestehenden gesetzlichen Vorgaben durch die Verpflichteten tritt das in der Frage aufgeworfene Problem nicht auf.

3. Wäre es in diesem Zusammenhang nicht sinnvoll, über eine vollständige Offenlegung der Verträge nachzudenken?

Schon aus Gründen des Datenschutzes, kann eine Kommune nicht entscheiden, ob sie entsprechende Dokumente der Öffentlichkeit zugänglich macht. Sie ist ebenso wie alle anderen Personen an Recht und Gesetz gebunden.

Der Bürger als Bittsteller

Die Antwort auf Frage 1 verdeutlicht die Position des Bürgers aus Sicht unseres Staates: Wir Bürger sind nicht der Souverän, dem die Verwaltung Rechenschaft schuldet, damit wir sie kontrollieren können, sondern (lästige?) Bittsteller. Eine moderne, demokratische Wissensgesellschaft funktioniert anders: In ihr ist der mündige Bürger Mittelpunkt staatlichen Handelns und es gilt das Prinzip der Offenheit, statt des Prinzips der Geheimhaltung. Staatliche Daten und Dokumente müssen dem Bürger proaktiv zur Verfügung gestellt werden und nicht erst auf dessen Antrag hin.

Einschüchterung statt Aufklärung

Dass die Stadt bunte Informationsbroschüren drucken kann, die eine schöne heile Welt vorgaukeln, hat sie bereits bewiesen. Wenn es jedoch um die Klarstellung von Fakten rund um das Projekt geht, wird die Jura-Keule ausgepackt. Der Hinweis auf die Verschwiegenheitspflichten und die „gesetzlichen Vorgaben“ in Antwort 2 soll jedem Verwaltungsangestellten klarmachen: Whistleblower sind unerwünscht und werden mit der Härte des Gesetzes bestraft. Aufgeklärte, mündige Bürger, die Einblicke in das Projekt bekommen, sind unerwünscht – von effektiver Mitbestimmung ganz zu schweigen.

Deckmantel Datenschutz

Die Antwort auf Frage 3 schmerzt besonders, wenn man als engagierter Bürgerrechtler für den Schutz persönlicher Daten vor Missbrauch kämpft. Hier wird der Datenschutz als Vorwand für intransparentes Verwaltungshandeln vorgeschoben. Datenschutz ist ein Grundrecht und dient weder der Verschleierung staatlichen Handelns noch der Sicherung von Geschäftsgeheimnissen.

Fazit

Die Antwort der Verwaltung ist ein Schlag ins Gesicht eines jeden interessierten Bürgers. Als solcher wird man zum Bittsteller degradiert, von wesentlichen Informationen abgeschnitten und das alles auch noch unter dem Deckmantel der eigenen Grundrechte. Grundrechte die eigentlich den Bürger vor dem Staat beschützen sollen – und nicht umgekehrt.

Unbelehrbar – Unwählbar

Für mich sind die etablierten Parteien ja schon längst unwählbar. Aber es soll ja immer noch Leute geben, die sich an die Hoffnung klammern, zumindest bei den Grünen, der FDP, den Linken oder sogar der SPD noch etwas bewirken zu können.

Ich erwische mich immer wieder dabei, wie ich diese Leute vor mir selbst in Schutz nehme. „Deren Arbeit ist auch wichtig“, denk ich, „Sie ergänzen die Arbeit der Piratenpartei und die von Organisationen wie dem AK Vorrat, dem Foebud oder dem CCC, indem sie versuchen sinnvolle Netzpolitik in ihre Parteien einzubringen“.

Und ich kenne ja auch einige Leute aus diesen Parteien und ihren Jugendorganisationen. Da sind durchaus vernünftige Leute dabei. Nur: Das nützt am Ende alles nix. Es nützt alles nichts, wenn am Ende immer wieder die gleiche Scheiße dabei rauskommt.

Da ist eine ganze Partei gegen den JMStV, aber die Fraktion stimmt dafür. Auch die Linksfraktion in Berlin hat heute zugestimmt, obwohl sie eigentlich dagegen ist. Wie schizophren ist das? Dafür gibt es für mich keine Entschuldigung mehr.

Wann werden sich die Anhänger dieser Parteien ihrer Hilflosigkeit endlich bewusst? Ihr könnt soviel reden wie ihr wollt: Am Ende werden die Leute, auf die es ankommt stets gegen unsere Interessen handeln. Nicht weil sie es nicht besser wissen, sondern weil sie im eigenen Filz gefangen sind oder schlichtweg andere Interessen verfolgen.

Dieser Filz muss weg. Es muss richtig wehtun, damit sich was ändert. Und weh tut in der Politik nur der Verlust von Mitgliedern und Stimmen. Macht was draus.

Weihnacht statt Angst – Eindrücke aus Koblenz

Die Aktion am Samstag hat sehr viel Spaß gemacht und ist bei den Leuten gut angekommen. Am Hauptbahnhof war zwar sehr wenig los, aber mit rund 30 Leuten, davon fast alle als Weihnachtsmann verkleidet, konnten wir doch ein wenig Aufmerksamkeit erzeugen. Der Transport unserer Bombenkoffer durch den Bahnhof verlief reibungslos. Nach der Demo waren wir noch gemeinsam auf dem Weihnachtsmarkt.

Bevor ich hier lang rumrede, zeig ich lieber ein paar Bilder, die @pirat_elex geschossen hat:

Trotz der kurzen Vorlaufzeit, konnten wir noch viele Kostüme organisieren
Ein waschechter Weihnachtspirat
Ein waschechter Weihnachtspirat
Mit Süßigkeiten beklebte Flyer kamen sehr gut an - nicht nur bei Kindern
Auch verdächtige, herrenlose Koffer gab es

Projekt INDECT gegen „abnormales Verhalten“

[Update: Auf die zunehmende Kritik zu INDECT reagiert der „Ethikrat“ laut Futurezone mit Geheimhaltungspolitik:

„Es wurde beschlossen, dass Themen, die sich negativ auf die Polizeiarbeit, die nationale und öffentliche Sicherheit, oder das Ansehen der Beteiligten auswirken könnten, nicht mehr zu veröffentlichen“, heißt es in dem Bericht. Auch Zusammenfassungen sollen nicht publiziert werden.“ Das „Ethics Board“ werde entscheiden, welche Projektdokumente in Zukunft „veröffentlicht werden dürfen“, heißt es auf Seite 10.

]

Weil das Thema INDECT extrem wichtig ist, aber total vernachlässigt wird, hier ein sehr schönes Interview der Flaschenpost mit dem neuen INDECT-Koordinator der Piratenpartei (von Gefion Thürmer):

Vorletzte Woche, am 19. August, wurde Roland Albert zum Koordinator für das Thema INDECT ernannt. Wir haben ihm dazu ein paar Fragen gestellt:

– Flaschenpost: Hallo Roland. Erst einmal vielen Dank, dass du dich dieses wichtigen Themas annimmst. Wie ist es zu der Beauftragung gekommen?

Das Projekt INDECT hat mit seinen grenzenlosen, negativen Auswirkungen von Anfang an meine Antipathie auf sich gezogen und ich hielt mich zu INDECT so gut es ging auf dem Laufenden. Als nun auf dem bayerischen Aktiventreffen in Ingolstadt angesprochen wurde, dass es eine Ausschreibung zum Koordinator für das Thema INDECT geben wird, habe ich lange darüber nachgedacht, ob ich hierfür kandidiere. Nach vielen Überlegungen sowie Gesprächen mit Sekor, Stephan Urbach und Ben habe ich mich entschlossen, mich für die Stelle als Koordinator zu bewerben und wurde schließlich in der vorletzten Woche vom Bundesvorstand, namentlich Andi Popp, beauftragt.

– Flaschenpost: Könntest du kurz erklären, was genau INDECT ist?

Roland Albert: Kurz ist schon aufgrund des Akronyms nicht machbar. INDECT, das ist die Abkürzung für das neue Überwachungsprogramm der Europäischen Union. Das Akronym steht für “Intelligent information system supporting observation, searching and detection for security of citizens in urban environment” (Intelligentes Informationssystem, das Überwachung, Suche und Entdeckung für die Sicherheit von Bürgern in einer städtischen Umgebung unterstützt). Hinter diesem Wortungetüm stehen knapp 15 Millionen Euro Forschungsgelder der EU, die genutzt werden, um mit Steuergeldern eine noch nie dagewesene Überwachsungsinfrastruktur zu schaffen. Im Endergebnis soll ein System stehen, dass “auffälliges Verhalten” aller Bürger vorhersehen und melden kann.

– Wie sieht diese Überwachungsinfrastruktur konkret aus?

Roland Albert: Das  Forschungsprojekt soll vor allem Wege finden, sämtliche Informationen aus dem Netz, aus Datenbanken und von Überwachungskameras intelligent zu verbinden. Damit entsteht ein automatischer Bevölkerungsscanner. INDECT will erforschen, wie sich im Netz mithilfe automatisierter Suchroutinen “Gewalt”, “Bedrohungen” und “anormales Verhalten” finden lassen. Wer beispielsweise bei YouTube ein “Drohvideo” geposted hat, soll mithilfe von Überwachungskameras vollautomatisch gesucht, via Suchmaschine identifiziert und mittels mobilen Geräten oder gar Schwärmen von fliegenden Drohnen verfolgt werden. Außerdem will man Suchmaschinen zur schnellen Identifizierung von Personen und Dokumenten entwickeln und Suchprogramme, die “ständig” und “automatisch” öffentliche Quellen wie Websites, Foren, Usenet-Gruppen, Fileserver, P2P-Netzwerke und “individuelle Computersysteme” durchsuchen.

– Flaschenpost: Was genau darf man sich unter “auffälligem Verhalten” vorstellen?

Roland Albert: “Auffällig” ist immer das, was von der Norm abweicht. Aber ist “auffällig” immer gleich negativ? Ich meine: NEIN. Wir Piraten stehen für die freie Entfaltung jedes einzelnen Individuums, gleich seinen Vorlieben, seinem Verhalten oder was eben auch immer. Es kann nicht sein, dass Menschen aufgrund ihres Individualismus von einem System in eine Gefahrenkategorie einsortiert werden und hierbei gleichzeitig eine Abkehr von der Unschuldsvermutung stattfindet. Dieser Situation in einer permanent überwachten Umwelt gilt mein entschiedenes Entgegentreten – wehret den Anfängen!

– Flaschenpost: Wenn auffälliges Verhalten ein Abweichen von der Norm ist: Wie wird diese “Norm” definiert?

Roland Albert: Die Norm ist das mehrheitliche Verhalten einer Gruppe, z. B. der Bevölkerung oder auch das gewünschte und vorgegebene Verhalten durch Institutionen wie Regierung, Kirche oder anderen Gemeinschaftsoberhäuptern. Hier steckt auch einer weiterer Gefahrenpunkt. Wer definiert was normal ist? Bin ich normal?

– Befindet sich INDECT noch in der Forschungsphase oder werden Teile davon bereits umgesetzt?

Roland Albert: INDECT ist ein Forschungsprojekt, das auf fünf Jahre – bis 2013 – ausgelegt ist. Teile des Programms, beispielsweise die Koordinierung von Drohnen, werden bereits getestet, auch in Deutschland. Einen größeren Feldversuch wird es 2012 zur Fußball EM in Polen / der Ukraine geben. Hier sollen Einsätze unter reellen Bedingungen stattfinden.

– Flaschenpost: Ist bekannt, was genau dort getestet werden soll?

Roland Albert: Meines Wissens nicht. Zum einen sind hier nicht alle Informationen bekannt, zum anderen ist noch Zeit für entsprechende Forschungsarbeit bis zu diesem angekündigten Feldversuch in Polen und der Ukraine. Auch gilt es hier meinerseits, noch tiefer zu recherchieren und alle Informationen aufzubereiten.

– Flaschenpost: Hast du schon ein Konzept, wie du gegen INDECT vorgehen möchtest?

Roland Albert: Ich denke, dass an vielen Ecken angepackt werden muss. Zum einen gilt es, das Thema INDECT bei den PIRATEN selbst bekannter zu machen und hierfür zu sensibilisieren. Um das zu erreichen, sind die ersten Schritte eine Website / Blog mit allen relevanten und aktuellen News sowie Material zum Thema zu erstellen (Flyer, Streumittel, Web-Banner). Auch ist hierfür internationale Zusammenarbeit sehr wichtig, hier unterstützt mich Ralph Hinterleitner sehr stark, vielen Dank, Ralph, an dieser Stelle.

Zum anderen gilt es, die Bevölkerung zu INDECT zu informieren und entsprechende Risiken aufzuzeigen. Hierfür ist eine gute Pressearbeit, diverse Aktionen sowie Bündnisarbeit mit NGOs zu INDECT sehr wichtig.

Unbedingt erwähnen möchte ich, dass die Arbeit zu INDECT nicht alleinig von mir geleistet wird. Die AG INDECT hat vielfältige Talente die in den verschiedensten Bereichen supporten und ohne die unsere geplanten und teilweise schon umgesetzten Punkte so nicht möglich wären!

– Flaschenpost: Was kann man jetzt schon gegen INDECT tun? Gibt es schon die Möglichkeit zu spenden oder eine laufende Petition dagegen, die man mitzeichnen kann?

Roland Albert: Das sind Dinge, die noch angestoßen werden müssen. Ein Spendenaufruf ist gerade erfolgt. Spenden benötigen wir für Werbemittel sowie verschiedene Aktionen, mit denen wir das Thema publik machen werden. Jeder interessierte Pirat ist herzlich eingeladen, sich in der AG INDECT zu engagieren und es gemeinsam mit uns nicht zu diesem Werkzeug eines neuen Überwachungsstaates kommen zu lassen! Wer helfen möchte kann sich gerne an mich wenden!

m: +49 160 90300153

e: roland.albert@piraten-fuerth.de

t: twitter.com/stopINDECT

t: twitter.com/GrumblingGeek

s: r.b.albert

j: grumblinggeek@jabber.piratenpartei.de

– Flaschenpost: Vielen Dank, Roland, für deine Zeit und deine Antworten. Wir wünschen dir für deine Arbeit als Koordinator viel Erfolg und hoffen, dass wir gemeinsam dieses Projekt werden stoppen können!